Eigentlich hat die Idee mit dem Welcome Dinner ja ein bisschen was von einem Blind Date. Man arrangiert ein Treffen mit jemandem, den man nicht kennt und von dem man nicht wirklich weiß, ob man ihn denn überhaupt kennen will. Man nimmt aber das Risiko in Kauf, weil man optimistisch gestimmt ist und ziemlich sicher glaubt, dass das Kennenlernen des Anderen eine Bereicherung für einen selbst sein kann. — Und das ist es meist auch. Meine Erfahrung mit dem Welcome Dinner Auftakt war nicht anders. Skepsis und Vorfreude mischen sich in den Blicken der Gäste, als sie zu Beginn des Abends im Innbräu eintreffen und nach ihren Plätzen suchen. Doch die Atmosphäre ist entspannt und es dauert nicht lange, bis sich das friedliche Wirtshausgemurmel einstellt und Deutsche und Geflüchtete sich in angeregte Gespräche verwickeln.
Ein kleiner Toast auf einen großen Abend
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Ich teile meinen Tisch mit meiner Schwester, zwei Syrern, zwei Libanesen und einem Deutschen. Die jungen Männer stecken alle in ihren Mittzwanzigern und sind damit ungefähr so alt wie ich. Unsere Vorstellungsrunde verläuft vielleicht ein bisschen 08/15 mäßig, aber was später daraus entsteht, ist eine Konversation, wie sie unter guten Freunden stattfinden könnte. Wir reden über unser Leben, erzählen uns Anekdoten und machen Witze. Genau wie wir in Deutschland, haben diese jungen Männer im Nahen Osten ihr Leben in vollen Zügen genossen. Sie studierten, machten Ausbildungen, hatten Nebenjobs als Barkeeper oder einen Barber Shop. Der Eine hat seine Arme tätowiert, der Andere seine Haare zu einem Dutt zusammengebunden. Die Entfernung unserer Heimatländer ist so groß, die Lebensweisen aber doch so ähnlich.
Der einzig wirklich große Unterschied zu uns ist, dass man sie aus diesem Leben so jäh herausgerissen hat. Wir sprechen aber nicht viel über ihre Flucht und das, was sie hinter sich gelassen haben. Wir reden mehr über ihre Zukunft und das, was vor ihnen liegt. Und es ist bemerkenswert, wie positiv und erwartungsvoll diese jungen Menschen ihrem Neustart in Deutschland entgegenblicken. Diese Männer beweisen, dass man aus jeder noch so furchtbaren Situation das Beste machen kann, wenn man den Willen dazu hat. Und diesen Willen konnte ihnen selbst der Krieg in ihrer Heimat nicht nehmen.
Ich glaube, ich kann für alle Beteiligten sprechen, wenn ich sage, dass wir mit einem guten Gefühl nachhause gegangen sind und vor allem eins aus diesem großen Blind Date mitnehmen konnten: Wie inspirierend es ist, sich auf neue Menschen einzulassen und wie bereichernd Gespräche mit ihnen sein können.
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