Montag, 25. Januar 2016

Wenn Integration hungrig macht - Tizianas Eindrücke vom Welcome Dinner Passau

Am Tag des Welcome Dinners war ich total aufgeregt. Das Wichtigste für uns war es, dass alle einen entspannten und schönen Abend haben und so verflog die erste Nervosität unglaublich schnell. Ich begrüßte die ersten Gäste, jeder fand seinen Platz und ich hörte die ersten Gespräche zwischen Deutschen und Geflüchteten. „Puh“, das wäre also geschafft, dachte ich. 

Neben mir saß der Flüchtling Dildar. Dildar ist Journalist und floh im Dezember mit seinem Bruder aus Syrien. Er ist noch ganz neu in Deutschland, spricht kein Deutsch und nur gebrochen Englisch. Umso schöner und überraschter war ich, dass er den Weg zu unserem Dinner gefunden hat. Immer wieder holte er sein Handy hervor und zeigte uns stolz Beiträge, die er für das syrische Fernsehen gedreht hatte. Insbesondere für mich als Studentin der Kommunikationswissenschaften war es unglaublich spannend, was Dildar zu erzählen hatte. Für seine Aufträge begab er sich in Lebensgefahr und das für eine Bezahlung von gerade einmal 20 US-Dollar. Insgesamt sechs Mal wurde er wegen seiner journalistischen Tätigkeiten festgenommen und eingesperrt. Irgendwann wurde die Situation zuhause in Syrien dann zu brenzlig, sein Vater riet ihm zu fliehen. Zurück ließ Dildar nicht nur seine Eltern, sondern auch seinen kleinen Bruder, der ihm alles bedeutet. Er zeigt mir das letzte Foto, dass die beiden kurz vor seiner Abreise gemacht haben. Ich muss schlucken, weiß nicht was ich sagen soll.




Dildars Geschichte ist nur eine von vielen an diesem Abend. Wir alle sind direkt mit dem Schicksal dieser Menschen konfrontiert. Wir lachen und staunen gemeinsam und manchmal sind wir sprachlos. Für mich (und ich hoffe auch für unsere Gäste) war es ein wundervolles Abendessen, dass mich so schnell nicht loslassen wird.






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