Sonntag, 29. November 2015

+++ SMS-Alarm +++ Teil I



Die SMS kommt um 12.18 Uhr




Ich sitze am Schreibtisch und arbeite Unterlagen für ein Seminar durch, als mein Handy klingelt. Ich starre auf die SMS und überlege. Soll ich? Vor ein paar Tagen hatte ich mich registriert auf der Facebook-Seite von Passau verbindet, einem Refugee Support Network, wie es auf der Seite heißt. Für die festen Schichten können sich die freiwilligen Helfer in einen Doodle eintragen, bei akutem Mangel an Helfenden erreicht ein SMS-Alarm all diejenigen, die zu diesem Zweck ihre Handynummer bei der Registrierung angegeben haben. Mich beispielsweise. Ich weiß, dass ich für das Seminarprojekt noch Zeit habe und bin noch weit entfernt von jeglichem Prokrastinations-SMS-Alarm, der sich eine Nacht vor Abgabe anbahnt. 


Nichts hindert mich also daran, in den Bus zu steigen und mich auf den Weg in die Dreiländerhalle zu machen, einer Notunterkunft für eine neue Flüchtlingswelle, die Passau in der vergangenen Nacht erreicht hat. Also sage ich zu und nehme den Bus um kurz vor eins. In knapp zehn Minuten bin ich da. Es ist die gleiche Haltestelle, an der ich sonst im Dirndl und leicht beschwipst zur Maidult aussteige. Das Bild, das sich mir nun bietet, ist jedoch weit entfernt von dem, das ich sonst gewohnt bin. Wo sich sonst eine volksfestwütige Meute tummelt, stehen nun dutzende Polizisten, Polizeiwägen und Busse. Ich gehe auf das einzig offene Tor zu und bahne mir einen Weg durch Absperrbänder. Alles was ich weiß, ist dass ich zur Essensausgabe muss. Wie ich da hinkomme - keine Ahnung. Ich bleibe vor einer Gruppe junger Polizisten stehen und frage in die Runde.


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